radio tesla im februar:
hörfelder


hörspiel, feature, radiokunst aus vergangenheit, gegenwart und zukunft des mediums

nach wikipedia bezeichnet man das gebiet des menschlichen hörens als hörfeld, innerhalb dessen das menschliche gehör schall erfassen kann. und zwar wird die hörfläche von den schallfeldgrößen, also dem schalldruck der unteren gerade noch hörbaren hörschwelle und der oberen unangenehmen, schwer festzulegenden schmerzschwelle, sowie der linken gerade noch hörbaren tiefsten frequenz und der rechten gerade noch hörbaren höchsten frequenz bestimmt. für das räumliche hören haben komplex organisierte lebewesen zwei ohren, die unabhängig voneinander signale wahrnehmen. aus der differenz bestimmt das gehirn richtung und damit letztlich auch abstand der schallquelle.

im deutschen radio gibt es links und rechts seit 1963: 'stereo' heißt das wunder für zwei ohren. mit stereophonie [griechisch: stereos = räumlich, ausgedehnt] werden techniken bezeichnet, die mit hilfe von zwei oder mehr schallquellen einen räumlichen schalleindruck erzeugen.

im oktober 1964 wurde mit 'gewitter über elmwood' von p. t. wolgar das erste hörspiel in stereo ausgestrahlt; das erste für die stereophonie geschriebene hörspiel war im jahr 1965 hans joachim hohbergs 'der baum in der kurve von montery'. die gestaltung zweidimensionaler räume erlaubte den hörspielmachern, an einer akustischen choreographie im hörraum zu arbeiten und die stereophonie auf diese weise zu einem bedeutungstragenden element von hörstücken zu machen.
der erfindung der zeichnerischen perspektive in der renaissance vergleichbar, eröffnete die stereophonie zu beginn der sechziger jahre den akustischen raum und die darstellung von breite und tiefe des gehörten.

'man bekam einen faszinierenden direkten zugang zur wirklichkeit, zur thematik, in ihren kern hinein und zwar in ihren emotionalen kern. sie sind nicht mehr draußen und beschreiben etwas, sondern sie sind mittendrin und geben dieser substanz, die da ist und raus will, im grunde ein fenster nach draußen, als ob sie einen vulkan anstechen.'
[peter leonhard braun zit. nach katrin schlenstedt]

mi. 07. feb. 2007 | 20:30 h

hörspiel

alfred bester: demolition, rias/br/wdr, 1973.

ben reich, kopf von monarch hat es auf cray d'courtney abgesehen, den chef des einzigen noch gegen ihn konkurrierenden wirtschafts-imperium im ganzen sonnensystem. doch hat es seit 79 jahren keinen erfolgreichen mord mehr gegeben, weil die gilde der gedankenleser jeden noch so cleveren plan durchschaut. da kommt reich auf die idee, einen musikalischen ohrwurm als telepatische sperre einzusetzen...

demolition ist die erste kunstkopf-produktion der hörspielgeschichte und wurde auf der funkausstellung in berlin 1973 als sensation gefeiert. ziel war es, sämtliche wirkungsmöglichkeiten der kunstkopf-stereophonie unter einbeziehung von mono-, stereo- und quadrophonie-technik, optimal zur geltung zu bringen.

mi. 14. feb. 2007 | 20:30 h

feature

peter leonhard braun: 8 uhr 15, op III, hüftplastik, sfb/br/wdr, 1970.

ein stück radiogeschichte: für den autor, der gerade erst die stereophonie für das feature und damit die dimensionen des raumes für das akustische erzählen im radio entdeckt hatte. und für den hörer, der aus dem flachen mono-bild unmittelbar ins zentrum des geschehens gesetzt wurde: an den operationstisch der abteilung orthopädie. mit sicherer hand zerlegen die ärzte das bild von der einheit des menschlichen körpers. 'man vergisst bald, dass die zu reparierenden fälle namen und gesichter haben. es war wie in einer werkstatt für autos: öffnen, zerlegen, ersatzteile einpassen und schließen.'

mi. 21. feb. 2007 | 20:30 h

radiokunst

mauricio kagel: nah und fern - radiostück für glocken und trompeten mit hintergrund, wdr, 1994.

'glocken sind urträger von akustischen botschaften und dazu bestimmt, in einem großen umkreis deutlich wahrgenommen zu werden; hierbei spielt der abstand des zuhörers zu den klangquellen eine entscheidende rolle. in den tonaufnahmen und der anschließenden montage meines radiophonischen geläuts habe ich nun versucht, die begriffsbestimmungen nah und fern so auszulegen, als könnte man tatsächlich raum und zeit durch schallereignisse dehnen und schrumpfen lassen.'
[mauricio kagel]

nah und fern wurde 1995 mit dem karl-sczuka-preis ausgezeichnet.

mi. 28. feb. 2007 | 20:30 h

grenzen

kaspar könig: der klang der objekte, radioriff auf reisen, 2003.

der niederländische designer und klangkünstler kaspar könig spielt damit, greifbares hörbar zu machen. in dieser live-sendung improvisiert er mit verschiedenen objekten, während er humorvoll beschreibt, was im studio zu sehen ist: ungewöhnliches, unerwartetes, unglaubliches.

www.kasparkoenig.com

in anwesenheit von kaspar könig.


radiotesla präsentiert ausgewählte sendungen, fragmente oder gedankensprünge aus vergangenheit, gegenwart und zukunft des radios. durch die einbindung dieser reihe in das regelmäßige programm des tesla im podewils'schen palais und vor dem hintergrund der tatsache, dass nikola tesla schließlich auch der erfinder des radios war, soll in erster linie ein forum geboten werden, dass zur auseinandersetzung mit den künstlerischen und kulturgeschichtlichen dimensionen und möglichkeiten des mediums einladen möchte. jeden monat gibt es ein thema, jeden mittwoch eine veranstaltung. wöchentlich wechseln die sparten: auf hörspiel folgen feature, radiokunst und grenzen. jeder fünfte mittwoch im monat bietet einen bonus track.

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ein projekt des tesla im podewils'schen palais, berlin
realisierung: martina groß, andreas hagelüken, séamus o'donnell, moritz von rappard und johannes wilms.

mit freundlicher unterstützung von deutschlandfunk/deutschlandradio kultur und dem deutschen rundfunkarchiv und in zusammenarbeit mit der featureabteilung des kulturradio von rbb.

der eintritt zu allen veranstaltungen ist frei.

begrenzte platzkapazität.

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