bioskop
lillevan / zeitblom
kino-installation/ konzert /ausstellung

mit:
boram lie [vc]
steve heather [perc]
martin siewert [guit]
zeitblom [electronics, b]
060428.gif
fr. 28. april 2006 -- sa. 13. mai 2006

vernissage -- fr. 28. april 2006 -- 19:00 h

konzert in der installation
-- fr. 28. april 2006 -- 20:30 h

ausstellung -- sa. 29. april bis sa. 13. mai -- 18:00 bis 23:00 h -- dienstag bis samstag

bioskop ist eine begehbare installation des videokünstlers lillevan, des komponisten zeitblom und der architekten christian fuchs und jörg lammers [on architektur]. für die kino-installation bioskop haben die beteiligten künstler sich intensiv mit filmgeschichte, filmmusik und dem kino als medialem ort auseinandergesetzt. filmische und filmmusikalische fundstücke wurden bearbeitet, neu collagiert und zu einer art metafilm verdichtet. bei bioskop werden die formalen grundelemente des mediums film thematisiert. es entsteht ein film als absoluter film.

film beinhaltet eine vielfalt ästhetischer gestaltungsmöglichkeiten. neben optischen elementen, wie kameraeinstellungen oder beleuchtung, bestimmen montagetechniken und ton, was wir letztlich als film erleben. relativ früh haben sich konventionen und stereotypien in der filmischen bild- und klanggestaltung entwickelt. es sind codes einer filmischen sprache, die auch der betrachter lernen musste oder bereits verinnerlicht hat. teilweise modifiziert oder um neue elemente ergänzt besitzen einige dieser codes bis in die aktuelle filmpraxis hinein gültigkeit.

ein etabliertes und von kinogängern akzeptiertes beispiel ist die schuss/gegenschuss-montage: um eine dialogszene dramatisch zu verdichten, lassen regisseure beide gesprächspartner aus verschiedenen perspektiven fotografieren. durch die anschließende montage der einzelnen einstellungen erlebt der betrachter eine gesprächssituation, die so nur der film zulässt. ohne sich bewegen zu müssen, folgt er dem dialog und sieht die sprechenden im wechsel frontal, von der seite oder schaut ihnen über die schulter. in der filmgeschichte gibt es eine große bandbreite anderer, weniger bekannter oder mittlerweile vergessener filmischer codes zu entdecken.

derart codierte filmsequenzen wurden von lillevan für bioskop offengelegt, bearbeitet und collagiert. die projektionen der digital bearbeiteten filmfragmente richten sich nach thematischen modulen. dabei geht es nicht um eine filmwissenschaftliche analyse, sondern um die sinnliche, künstlerische synthese struktureller und emotionaler aspekte der filmgestaltung. die tonlosen bilder aus verschiedenen zeiten verdichten sich mit der musik von bioskop zu einem endlosen metafilm.

die konzert- und installationssituation bei bioskop entspricht der klassischen aufführungspraxis des stummfilms - der im zusammenhang mit musikautomaten, grammophonplatten oder livemusik selten wirklich stumm war. zur eröffnung und am abschlussabend wird bioskop von den musikern boram lie [cello], steve heather [perkussion], martin siewert [gitarren] und zeitblom [elektronik, baß] live bespielt. die komposition von zeitblom orientiert sich an montage- und stilprinzipien von filmischen bildern. themen und stimmungen aus filmen verschiedener epochen werden hinsichtlich ihrer emotionalen wirkung isoliert, konterkariert und neu zusammengeführt, ohne auf bestehende filmmusiken zurückzugreifen oder diese zu zitieren. der rhythmus von projizierten bildern und musik ist das synchrone element der aufführung. die partitur läßt den musikern ausreichend spielraum für freie improvisation und das reagieren auf einzelne bildsequenzen, eine unmittelbare interpretation der tonlosen bilder durch die musik kann und soll nur zufällig eintreten. bioskop verweist auf die unendlichen möglichkeiten filmischer bild-ton-relationen.

in der architektur von bioskop werden das kino-konzept der frontalen rezeption, die manifeste projektionsform und die statische zuschauersituation hinterfragt. bei bioskop ist die dreidimensionale leinwand im zentrum des saales. sie besteht beidseitig aus acht quaderförmigen elementen, beide seiten werden mit bildern projiziert. der betrachter kann um die leinwände herumgehen, sich auf die mit den leinwänden korrespondierenden sitzelemente niederlassen und die bilder auf mehreren projektionsebenen verfolgen. das wesen der projektion wird zu einem realen raumerlebnis: der zuschauer ist gleichzeitig hinter und vor der leinwand und kann seine position wechseln. das collagierte bildarrangement parallel projizierter filmfragmente suggeriert den blick hinter die kamera, und damit in die strategie und komplexität der bildentstehung.

bioskop bildet den abschluß der installations-trilogie bioplex-biomorph-bioskop von zeitblom. die beiden ersten teile wurden im schauspiel frankfurt und im zkm / zentrum für kunst und medientechnologie karlsruhe präsentiert. die dvd/cd bioskop erscheint september 2006 bei scape.

bioskop wird durch den hauptstadtkulturfonds gefördert.

www.lillevan.com

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