bgnm -- videokonzerte: im diskurs 4
warum wir ohne bilder nicht mehr hören wollen: narrativität


kubus -- di 22. nov. 2005 -- 19:30 h

konzert:

carola bauckholt: in gewohnter umgebung III
manos tsangaris: bitte mit bild

mit helena bugallo: präpariertes klavier, caspar johannes walter: cello, katharina hagopian: sopran, pi-hsien chen: klavier

anschließend diskussion mit: carola bauckholt, manos tsangaris, stefanie diekmann und martina seeber (moderation)

mit der reihe videokonzerte greift die berliner gesellschaft für neue musik die in den letzten jahren immer stärkere tendenz zu konzert- und musiktheaterproduktionen mit extensivem einsatz von video auf.

die letzte veranstaltung der reihe steht unter der überschrift der narrativität. sie beschäftigt sich mit videos, die bestimmte geschichten aufrufen und dadurch auch als zeichen und text gelesen werden.

im ersten stück des abends in gewohnter umgebung III für cello, präpariertes klavier und video (1994) von carola bauckholt geht es um die kompositorische transformation von alltäglichen gegenständen und geräuschen in eine surreale, magisch fremde welt. auf dem video sind nahaufnahmen einfacher vorgänge zu sehen, die fast überplastisch ausgeleuchtet und vor schwarzem, 'enträumlichtem' hintergrund gefilmt sind. dadurch werden sie vollkommen aus ihrem alltäglichen kontext gerückt: ein tropfender wasserhahn, das braten eines spiegeleis oder der lichtschein im kühlschrank, der unerwartet aus dem dunkel auftaucht und wieder verschwindet. die musik bezieht sich auf unterschiedlichste weisen auf diese filmsequenzen -- mal bewußt illustrativ, mal konterkarierend.

einen ganz anderen ansatz von narrativität zeigt bitte mit bild (2004) von manos tsangaris. hier werden hauptsächlich texte projiziert, und zwar häufig unmittelbar neben die köpfe der spielerinnen, wie bei sprechblasen in einem comic. daneben gibt es laufschriften, untertitel etc. so wird geschriebener text zum akteur. dieser "buchstabenchor" tritt in dialog zu den bühnenfiguren. sprache, schrift, aktion etc. geraten in ständige, performative reibung zueinander, in der vielfach gebrochene narrative momente entstehen.

für die diskussion stellt sich die frage, wie bildfolgen mit narrativen strukturen im konzert wirken. resultiert daraus eine mixtur aus film- und programm-musik? wird die autonomie von musik unterlaufen? wie funktionieren solche konzepte im rezeptionsprozess?
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