siegfried alexander fruhauf :
videoarbeiten



11.10.2005 - 15.10.2005 -- foyer


die gezeigten filme von siegfried a. fruhauf lassen sich als augenzwinkernde studien über kinematographie, ihren grundbedingungen, strategien und materialien sehen.


la sortie (1998, 6:00 min)

fruhaufs version von ,,la sortie des ouvriers de l'usine'', der ersten film der kinogeschichte von den brüdern lumière.

dieses remake räumt mit der unfreiwilligen ironie des lumière-films gründlich auf. sechs minuten braucht fruhauf, um das aktuelle schicksal der industrie zu film gerinnen zu lassen. vierzehn arbeiter und arbeiterinnen sind es hier - fünf auf der (optischen) längsachse, der rest quert im hintergrund - , deren bewegungen die form des kreuzes nachzeichnen: das todessymbol als ballet mécanique.
(peter tscherkassky)

höhenrausch (1999, 4:00 min)

eine doppelreihe von postkarten mit bergmotiven (die obere postkartenreihe steht auf dem kopf) sind so aneinander-/aufeinandergereiht, dass berg an berg anschließt, auslaufendes bergmassiv an wiese [...] die kamera schwenkt nach rechts, die geschwindigkeit des schwenks variiert, während die alpenländische musik zirkulär auf der stelle tritt. [...] die abbildtreue des berggenres (noch immer verstehen statistisch die meisten menschen unter einem "schönen bild" die darstellung einer berglandschaft) löst sich auf in eine nicht referentielle filmische dynamik.
(birgit flos)

blow-up (2000, 1:30 min)

das grundmaterial zu blow-up bilden zwei einstellungen eines antiquierten lehrstreifens über reanimation: ein mann demonstriert an einer lebensgroßen puppe die technik der mund-zu-mund-beatmung; [...] der filmstreifen [wurde] auf einem digitalen fotokopierer soweit verkleinert, bis nur mehr ein schmächtiger streifen übrig geblieben war. blow-up präsentiert uns diesen trip im rückwärtsgang: der dünne faden wird reanimiert, schwillt schrittweise an, bis das ausgangsbild erkennbar wird und uns schlussendlich formatfüllend entgegen tritt.
(peter tscherkassky)

exposed (2001, 9:00 min)

exposed nimmt eine kurze spielfilmszene -- ein mann beobachtet eine tanzende frau durch das schlüsselloch -- als ausgangsmaterial, das dem blick des zuschauers nur fragmentarisch preisgegeben wird. indem fruhauf die perforation eines filmstreifens wie ein bewegliches sieb vor dem projektor wandern läßt, "belichtet" er die szene neu. [...] von fruhaufs studie über das sehen und gesehen werden, das licht und die bewegung -- kurz über das kino -- [geht] eine geradezu hypnotische wirkung aus.
(maya mckechneay)

realtime (2002, 4:30 min)

das licht der sonne ist das einzige licht, das die kinoleinwand in realtime hell werden lässt. und ihr in realzeit gefilmter aufgang ist die einzige bewegung, die wir wahrnehmen -- und die uns gewahr werden lässt, dass jede bewegung (im kino und im kosmos) zeitlich ist. [...] realtime ist die rückführung des film-möglichen an seinen nullpunkt \u2013 und eine gewitzte andeutung der möglichkeiten, die sich von diesem punkt weg wieder neu (und endlos weiter) denken lassen.
(robert buchschwenter)

frontale (2002, 1:00 min)

zwei gesichter, magisch verdoppelt. ein mann und eine frau in begierde, ihre blicke treffen sich, der kuss steht bevor - doch plötzlich rasen autos gegen hindernisse, zerkrachen an mauern, durchdringen, überlagern sich, zersetzen in immer schnelleren rhythmen das zitternde paar.

sun (2003, 5:30 min)

wir schauen der sonne ins auge und haben musik im ohr. die musik kommt von attwenger. der track heißt sun und ist die in breitem oberösterreichisch vorgetragene litanei von einem heißen tag, an dem viel in die sonne geschaut wird, bis alles ganz rot ist oder der glühende himmelskörper wie ein revolver oder ein auge (er)scheint. [...] das bildfüllende weiße gleißen wird erst allmählich, durch einen langsamen rückwärtszoom als sonniger lichtball erkennbar, um den es grün-gelb lodert. (isabella reicher)

structural filmwaste. dissolution 1 (2003, 4:00 min)

abfälle aus der dunkelkammer werden so übereinandergelegt und neu belichtet, dass die ränder des kaders sichtbar werden, die klebestellen, kratzer, bildstriche, perforationslöcher. [...] zunehmend löst sich dann das bildmaterial aber seinerseits auf in einem weiß, das unverkennbar digitalen ursprungs ist. die vormaligen kratzer in der emulsion des filmstreifens erscheinen jetzt wie die dunklen zeilen in einem grobgerasterten videobild. das analoge filmbild wird abgelöst vom elektronischen des videos, die haptische qualität des materials geht in die rein optische eines vom
computer generierten flächigen weiß über.
(gerald weber)

structural filmwaste. dissolution 2 (2003, 3:30 min)

die ursprünglichen abbildungen vom filmmaterial an sich (perforation, bildstrich, klebeband, usw.) wurden, der bildauflösung von video entsprechend, auf horizontale und vertikale linien reduziert. das bild setzt sich dabei aus zwei unterschiedlichen zeitstrukturen zusammen, die im halbbildwechsel ineinander verschoben werden.
(siegfried a. fruhauf)

phantom ride (2004, 1:00 min)

[...] die essenz des filmformats "trailer": das hypnotische drängen hin auf ein zentrum, auf die coming attraction: das festival, den nachfolgenden film. aber auch diese bleiben keine punktuellen ereignisse -- die attraktion ist und bleibt: die
bewegung selbst.
(maya mckechneay)

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