bonus track


Am letzten Abend zum Monatsthema Radiowirklichkeit und zugleich auch exakt zwei Wochen vor der bis Mitte September reichenden Sommerpause werden Produktionen unterschiedlichster Form vorgestellt, die insbesondere auch durch ihre Gegenüberstellung dazu beitragen sollen, die Realitäten des Mediums Radio weiter auszuloten.


Chris Cutler
Twice around the world
ORF-Kunstradio 2003

Von Juli 2002 bis Juli 2003 gestaltete der Künstler und Musiker Chris Cutler das Radioprogramm "Out of the Blue Radio". Das Programm war ein täglich wechselndes Szenario aus ungeschnittenen und unbearbeiteten Field Recordings, ähnlich den Geräuschen und Klängen, die durch ein offenes Fenster dringen. "Meine Idee für diese Sendung war es, den HörerInnen das Ohr einer anderen Person für jeweils eine halbe Stunde zu "leihen"; ein Fenster zu einer anderen Geräuschkulisse zu öffnen - entfernt oder nah -, die nicht identisch mit der eigenen akustischen Umgebung ist. Die AutorInnen, die uns ihre Ohren zur Verfügung stellen, gestalten durchgehende, ungeschnittene halbstündige Aufnahmen von einem Ort ihrer Wahl, aufgenommen zwischen 23.30 Uhr und Mitternacht Londoner Ortszeit; d.h. halb vier Uhr nachmittags in Vancouver, 7.30 Uhr morgens in Peking oder 00.30 Uhr in Wien. Sie schicken diese unbearbeiteten Aufnahmen dann nach London, wo sie gesendet werden, wie sie sind. Ein wichtiger Aspekt des Projekts ist es, ganze Zeitblöcke in ihrer Entfaltung einzufangen; sie nicht zu verbessern oder umzumodellieren; sie nicht den Vorstellungen eines Produzenten, was gut klingt oder ästhetisch wertvoll ist, anzupassen, sondern einfach nur diese Momente festzuhalten. Ort und Tätigkeit sind gewählt, der Rest ist sich selbst überlassen.
Für "Twice Around the World" hat Chris Cutler 43 Beiträge ausgewählt und nach dem Ort der Aufnahme zusammengestellt. Im Hören dieser Folge umrundet man zweimal die Welt


Andreas Hagelüken
Stare
randfunk 2002

"Eine halbe Stunde nach Mittenacht in meinem Berliner Hinterhof. Eine laue Sommernacht und hunderte von Staren haben sich für die Nacht in der großen Kastanie im Hof niedergelassen. Der gesamte Raum ist erfüllt von Leben: einzelne Stare geraten in Streit mit ihren Nachbarn und verursachen einen Flächenbrand aus Zwitschern und Flügelschlagen, der sich nach einiger Zeit wieder legt, nur um von einem anderen Ast erneut die ganze Gesellschaft in Aufruhr zu versetzten. In den ruhigeren Phasen machen sich die Menschen bemerkbar, die bei offenen Fenstern Freunde verabschieden, in ihrer Wohnung kramen oder den Spül erledigen. Von irgendwo ertönt Musik."

"Stare" war ein Beitrag zu Chris Cutlers "Out of the Blue" Radio.


Stephan Heilmann, Jack Jakob
Morgenstund
DRS 1997

Zu keiner Zeit wird so viel Radio gehört, nie werden Hörerinnen und Hörer derart intensiv umworben wie am frühen Morgen. Hörspielregisseur Stephan Heilmann und Tonregisseur Jack Jakob haben am 10. September 1996 das Programm von sieben Radiostationen zwischen 7.00 und 8.00 Uhr aufgezeichnet und diese sieben Stunden, ausgehend von den Sendeabläufen und -profilen, zu einem 18-minütigen Stück verdichtet.


Hans Flesch
Zauberei auf dem Sender
HR 1962

Am 24. Oktober 1924 glaubten die Hörer des Senders Frankfurt I ihren Ohren nicht zu trauen. Auf Welle  467 schien der Teufel los zu sein. "Der Sender ist verrückt! Chaos, Stimmengewirr, Trommelfellangst", schrieb ein Kritiker. Was damals in Wirklichkeit über den Sender ging, ist als erstes deutsches Hörspiel in die Radiogeschichte eingegangen. Hans Flesch, der damalige Intendant des Frankfurter Senders, hat versucht, mit dieser Produktion eine grundsätzliche Diskussion über die künstlerischen Möglichkeiten des Mediums Radio anzuregen. Eine Originalaufnahme ist nicht erhalten.


Kate Donovan
Phonecalls 1/7 und  3/7
Juniradio 2003

tagsüber sah das programm von juniradio zu jeder vollen stunde einen 5-minutenblock vor, der für kurznachrichten gedacht war - tatsächlich gab es oft um 18 oder 19 uhr das tagesschau-ding, und die 55-minütige serie: "Der Angriff der Gegenwart auf meine übrige Zeit" - in der regel aber wurden die 5-minütigen 'shorts' eher für performances und konzepte genutzt. etwa von dem seinerzeitigen bootlab-member, kobe matthys, der sich mit 'tuning' beteiligte - jeden tag nahm er, die radioskala entlang, zu jeweils wechselnden, vollen stunden, ein anderes berliner radio für 300 sekunden auf den sender von juniradio und demonstrierte so, wie wahr die these vom berliner radio als einem dudelfunk ist - oder marije baalmanam, die mit  'hinase hic ende tu' eine 6-teilige kurzhörspiel reihe, in niederländischer sprache übrigens, einreichte. - am 24.6.2003, einem dienstag, war kate donovan einen nachmittag lang im studio von juniradio zu gast. - "i want to arrange with various friends and colleagues around the world for them to expect random phonecalls ..., which will be broadcast live." sie rief also bekannte und freunde aus aller welt an und ermöglichte die eine oder andere gelungene radiominiatur.
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