radiowirklichkeit


Stündlich Nachrichten und Verkehrshinweise und immer wieder das Wichtigste vom Tage. Unermüdlich vermittelt Radio den Anschein, unschlagbar direkt und aktuell zu sein: ganz nah dran.

Doch tatsächlich scheinen auch im Radio die Wege zum nächsten Mikrophon weit länger und unüberschaubarer zu sein, als man zunächst vielleicht ahnen würde. Auflagen, Richtlinien und Programmstrukturen geben klare Vorgaben über Inhalt und Form dessen, was vermittelt werden darf, kann und soll.

Dabei suchen längst nicht mehr nur die Privaten nach den ausgeschlafensten Moderatoren, den wichtigsten Schlagzeilen und natürlich den besten Hits. Im Wettbewerb um die Hörergunst scheint sich auch die ärgste Konkurrenz in einem Punkt einig zu sein: Schnell muss man sein. Kurz und knapp. Magazine werden zu einer lockeren Folge von Kurzbeiträgen zusammengestrichen, Kurzhörspiel und -feature boomen und selbst Symphonien werden nur noch angespielt. Glücklich, wer da noch in seinem Programm Platz für vollständige Sätze hat.

Auch die Abgrenzung zwischen den einzelnen Programmformaten löst sich immer weiter auf. So ist der Unterschied zwischen Feature und Hörspiel mittlerweile kaum mehr eindeutig zu definieren und auch darüber hinaus scheint nichts rückständiger als Klarheit und Eindeutigkeit. Weil herkömmliches Radio in seinem Selbstverständnis als Massenmedium aber natürlich in keiner Weise allzu sehr missverstanden werden darf, zieht sich das Spektrum von Experimentierfreude und Risikobereitschaft zunehmend zusammen. So scheint mittlerweile unvorstellbar, was längst Radiogeschichte ist: Als die CBS 1938 "War of the worlds" ausstrahlt, kommt es zu einer Massenpanik: Orson Welles erinnert sich: "Zwanzig Minuten nach Sendebeginn hatten wir lauter verstörte Polizisten im Regieraum. Sie wußten nicht, wen sie - und warum - festnehmen sollten, aber sie gaben dem Rest der Sendung das gewisse Etwas."

Auch wenn hier natürlich kein Plädoyer für die Panik gehalten werden soll, scheint es doch offenkundig, dass mit den aktuellen Entwicklungen auch Chancen vertan werden, den Alltag des Produktionszusammenhangs Radio und dessen Einfluss auf die vom Medium vermittelte Wirklichkeit zu thematisieren.
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