radio tesla in april:
rådio
hörspiel, feature, radiokunst aus vergangenheit, gegenwart und zukunft des mediums


aus sicht der mitteleuropäer wählten ihre nördlichen nachbarn einen aufdringlichen weg des anbändelns: als räuberische seefahrer überfielen sie die nach süden hin angrenzenden länder und waren - so wurde erzählt - nicht zimperlich im umgang mit besitz und leuten der von ihnen heimgesuchten gebiete. das begann gegen ende des 8. jahrhunderts und führte rund 250 jahre später zu einem intensiven kulturaustausch zwischen skandinavien und westeuropa, bedeutete für die nord- und ostseeregion eine öffnung weiter geographischer horizonte und schließlich die endgültige einbindung der nordeuropäischen länder in die kulturellen, wirtschaftlichen und politischen strömungen des kontinents.

so einheitlich die nordländer norwegens, schwedens und dänemarks einst als wikinger den zentraleuropäern erschienen, so unterschiedlich waren ihre wege in den darauf folgenden jahrhunderten, bis hin zu einem heute fast diametral zu wertenden verständnis des öffentlich-rechtlichen rundfunks und seiner funktion im umgang mit der zeitgenössischen [medien-] kunst.
von schweden müssen wir reden, denn der schwedische rundfunk [sveriges radio] scheint derzeit als einzige nordeuropäische, öffentlich-rechtlich anstalt ganz bewusst den umgang mit hörkunstformen zu betreiben. der tradition nach, stehen die schwedischen radiokunstproduktionen sowohl in verbindung zur elektroakustischen musik wie auch zu der seit den 60ern jahren entwickelten text-sound-composition. finnland sah sich im radiokünstlerischen in einem ähnlichen spannungsfeld, verabschiedete sich mitte der 90er jedoch nachhaltig vom experimentellen radioformat. dicht gefolgt von dänemark, das sich mit reihen wie den legendären lydmuren zum vorreiter einer europäischen radiokunstavantgarde zwischen pop und hochkultur aufzuschwingen schien, nur um den sprung in das neue jahrtausend zum umfassenden absprung von jedwedem experimentalgebahren zu nutzen. bleibt norwegen, das auf eine eigene soundscapetradition zurückschaut, doch aktuell so gut wie alle diesbezüglichen aktivitäten scheut.

gleichwohl operieren die nordeuropäischen radioanstalten mit den klassischen gattungen des künstlerischen wortes. der von radiotesla kreierte begriff rådio widmet sich diesen formen und bringt ausgewählte produktionen zu gehör.

andreas hagelüken.


mi. 04. april 2007 | 20:30 h

hörspiel

harri huhtamäki: yksitoista varjoa [eleven shadows- mindscapes in the dusk of meanings, opus aware], yly, finnland, 1994.

irgendwo zwischen hörspiel, feature und radiokunst entwickelt harri huhtamäki seine angewandte feldforschung zur frage nach dem verhältnis zwischen klängen und ihrer bedeutung. wie man klang verstehen kann, wie der schatten eines klanges klingt und was hören eigentlich mit bewusstsein zu tun hat.

mi. 11. april 2007 | 20.30 h

feature

kari hesthamar: if it be your will, nrk, 2006.

zwei menschen erinnern sich ihrer liebe vor vierzig jahren: die norwegerin marianne und leonard cohen. zehn jahre waren die beiden ein paar. im zweiten teil der dokumentation spricht die autorin mit leonard cohen über die kunst, die liebe und sein leben, und das, obwohl er - wie er sagt - mit amnesie gesegnet ist.

mi. 18. april 2007 | 20:30 h

radiokunst

ralf christensen, jacob kirkegaard: loop tower - der fernsehturm als klangskulptur, dr, 2005.

im märz 2005 hatten ralf christensen und jacob kirkegaard die wohl einmalige gelegenheit, bild- und tonaufnahmen der mechanischen vorrichtungen des drehrestaurants im berliner fernsehturm zu machen. aus dem so gewonnenen material entstand für das dänische radio die arbeit loop tower, die jacob kirkegaard bei radiotesla, und damit erstmalig in deutschland vorstellen wird. kirkegaard, gründungsmitglied von aeter, wird desweiteren ausschnitte aus heaven-turned eye [dr und dlr 2003] und anderen radioarbeiten präsentieren.

mi. 25. april 2007 | 20:30 h

grenzen

åke hodell, text-sound-compositions [1968 - 1976]

voyage to labarador
the djurgården ferry across the styx
where is eldridge cleaver?
uss pacific ocean


von schweden wollen wir reden: åke hodell [1919 - 2000], pionier der radiokunst in schweden, komponist und sprachsetzer, metzger des alltäglichen klanges und wegbereitender fluxuskünstler. denker wie akteur seiner gegenwart und einer konfliktorientierten kunst: radiokunst als politisches instrument und als aufrüttler eines vom dahindämmern bedrohten bürgertums.
veranstaltungshinweise

di. 24. april | 14.00 h

ars acustica: europäische perspektiven

präsentation und gespräch mit:

erik mikael karlsson [komponist, redakteur, schwedischer rundfunk]
michal rataj [klangkünstler, redakteur, tschechischer rundfunk]
moderation: andreas hagelüken

ars acustica [aa], dieser phantasiebegriff für etwas, das aus den studios des rundfunks heraus tönt und vom ersten tag an als botin einer neuen zeit der radiokunst und des hörspiels gehandelt wird, zerfällt bei genauerer betrachtung in unendlich viele lesarten und ist also als begriff schlicht unbrauchbar.
so macht der gesamte diskurs um ars acustica, radiokunst, soundart und klangkunst an privaten, kunstpolitischen  oder institutionsbedingten interessen fest. jedem land, jedem sendeplatz, jedem redakteur und kritiker sein eigener gebrauch dessen, was, auch 30 jahre nach proklamation der ars acustica, als zwischen allen stühlen angesiedelte, wesentlich öffentlich-rechtlich finanzierte audiokunst daher kommt.

doch kann man das auch positiv lesen, insofern die ars acustica nach allen seiten hin offen ist: zur elektroakustischen musik und der soundscape-composition ja selbst zur neuen musik ebenso wie zur radiokunst und klangkunst.

die europäische rundfunk union [ebu] weiß um die  bedeutung einer derart hybriden kunstform für ihre kulturprogramme und unterhält deshalb die ars acustica experts group aus deren mitte zwei experten nach berlin kommen: erik michael karlsson [vorsitzender und redakteur beim schwedischen rundfunk] und michal rataj [redakteur beim tschechischen rundfunk] stehen für zwei positionen, die sie mit eigenen werken und kurzvorträgen zur akustischen kunst in ihren sendern vorstellen.

ort:

akademie der künste
hanseatenweg 10
10557 berlin

www.hoerspielwoche.de

mi. 25. april 2007 | 14.00 h

radiotesla zu gast bei der woche des hörspiels:
radio-utopien

präsentationen, gespräche mit radiotesla und gästen über das projekt radiovisionen.
 
radio-utopien von gestern bis übermorgen. von sos... rao rao ... foyn 'krassin rettet italia [rrg 1929], einem stück von friedrich wolf, in dem das radio nicht nur leben rettet, sondern auch als grenzüberschreitender hoffnungsträger gefeiert wird, bis zu den radiovisionen, einem festival im oktober 2007, das 250 jahre radio reflektiert. vier szenarien werden dann skizzieren, was radio in der mitte des nächsten jahrhunderts bedeuten könnte; zwei davon werden von ihren entwicklern, den gruppen bbm und c-base genauer vorgestellt.

ort:

akademie der künste
hanseatenweg 10
10557 berlin

www.hoerspielwoche.de


radio tesla presents programs, fragments and impressions from the past, present and future of radio.  as an integral part of the schedule at tesla im podewils'schen palais, the series explores the artistic and historical dimensions of the medium of radio, which was, after all, invented by nikola tesla himself.

radio tesla is presented every wednesday evening at eight-thirty, admission is free.  each month is dedicated to a specific theme, and each evening concentrates on one genre: on the first wednesday of the month, a radio play or other fictional work is offered. the following week, the focus is on features and other non-fiction.  the third wednesday is reserved for ars acustica and radio art, and on the fourth wednesday of the month, labeled "grenzen" ("borders"), unconventional, uncensored independent forms will be offered.  In months which have a fifth wednesday, a "bonus track" will take the month's theme one step further.
DRA-Logo-Web-50H_1.gif Deutsches Rundfunkarchiv
www.dra.de
deufunk_deuradio_w125.jpg Deutschlandfunk/Deutschlandradio Kultur
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