körperwellen. zur resonanz als modell, metapher und methode

abschlusskonferenz des graduiertenkollegs 'körper-inszenierungen' der fu berlin

'der mensch, man glaube mir, ist ein musikalisches instrument. seine nerven sind den saiten der musikalischen instrumente gleichgestimmt; sie vibrieren, wenn jene klingen.'
[michel paul guy de chabanon, 1779]
koerperwellen.jpg

-- do. 18. mai 2006 bis sa. 20. mai 2006 --

mit der konferenz körperwellen. zur resonanz als modell, metapher und methode findet das graduiertenkolleg körper-inszenierungen nach seiner neunjährigen laufzeit einen offiziellen ausklang. das kolleg widmete sich der frage nach dem inszenatorischen potential leiblicher phänomene im kontext europäischer und außereuropäischer praktiken und epochen. nun setzt das kolleg einen gleichsam abschließenden und ausblickenden akzent auf das thema der körper-inszenierungen.

nach den langjährigen lautstarken diskursen um den linguistic, den iconic und den performative turn stellt die konferenz die frage, ob dabei nicht das akustische potential von kulturräumen vernachlässigt wurde. im zentrum der konferenz steht deshalb ein begriff, der vornehmlich in der physik, der akustik und im instrumentenbau geläufig ist: die resonanz. die konferenz körperwellen möchte zu einer debatte um kulturräume als resonanzräume anregen, in denen sowohl gleichzeitige als auch zeitlich versetzte entwicklungen in wissenschaft, kunst und technik angelegt sind.

im zentrum stehen dabei die historischen bedeutungsfelder des resonanz-begriffs und seine modellhaften, metaphorischen und methodologischen dimensionen. ein besonderes augenmerk gilt dem menschlichen körper und der frage, inwiefern dieser als schauplatz unterschiedlicher resonanzeffekte beschrieben werden kann: von der physikalischen tatsache des mitschwingens zum sinnhaft erfahrbaren resonanzphänomen, vom erfahrbaren zum instrumentalen konzept des resonanzkörpers und von dort zum ästhetischen prinzip verschiedener resonanzeffekte als kontaktfläche des menschlichen körpers mit seiner umwelt im raisonnieren und schließlich als gleichnis für die verortung von körpern und systemen zwischen eigen- und fremddynamik. im hintergrund schwingt dabei die frage mit, inwiefern der körper nicht nur in resonanz versetzt wird, sondern als begriff gerade innerhalb des kulturwissenschaftlichen feldes der letzten jahre selbst zu einem phänomen wurde, das resonanzeffekte zwischen verschiedenen disziplinen erzeugt hat.

ziel der konferenz ist es, bislang unbeachtete zusammenhänge zwischen vermeintlich weit entfernten kulturfeldern aufzuzeigen und einen interdisziplinären austausch zwischen wissenschaftlern und künstlern zu eröffnen.

die veranstaltung wird von der deutschen forschungsgemeinschaft und der fritz thyssen-stiftung gefördert und steht unter der schirmherrschaft von prof. erika fischer-lichte und prof. gabriele brandstetter [beide institut für theaterwissenschaft, fu berlin]. es sprechen u.a. stephen greenblatt [cambridge, mass.], allen s. weiss [new york], brigitte felderer [wien], wolfgang hagen [berlin], helmar schramm [berlin].

im rahmen der konferenz ist laurent chétouanes inszenierung von georg büchners 'lenz*' [mit fabian hinrichs in der titelrolle] zu sehen. die französischen klangkünstler lynn pook & julian clauss präsentieren ihr projekt réactions épidermiques und die berliner künstlerin petra lottje zeigt die sound-installation momentmal

körperwellen programm als .pdf

www.fu-berlin.de/bodynet

zu programm > kubus